Sufentanil

Heute geht es Sufentanil, das potenteste und in meinen Augen neben Remifentanil beste Opioid in der Anästhesie.

Sufentanil ist etwa 5-10 mal potenter als Fentanyl (und damit 500-1000 mal potenter als Morphin). Es wird als Analgetikum in der Anästhesie und Intensivmedizin verwendet. Dabei entsprechend 100µg Fentanyl etwa 10-15µg Sufentanil. Verkauft wird es in verschiedenen Konzentrationen, nämlich 5µg/ml und 50µg/ml – also immer checken was man konkret in der Hand hat.

Großer Vorteil von Sufentanil ist der schnelle Wirkeintritt von etwa 2 Minuten und die relativ kurze Wirkdauer von nur 30 Minuten. Es wirkt also schneller, stärker und gleichzeitig kürzer als Fentanyl. Die Kumulationsgefahr ist deutlich geringer als bei Fentanyl, dies liegt an der hohen Proteinbindung (etwa 90%) – damit wird weniger Wirkstoff ins Fettgewebe verteilt und es kommt in viel geringerem Ausmaß zu einem „Rebound-Effekt“. Sufentanil wird überwiegend über die Leber verstoffwechselt, die dabei entstehenden Metaboliten wirken schwach oder gar nicht. Die Fragen um diese „kontextsensitive Halbwertszeit“ mit der Kernaussage, dass Fenta im Perfusor ewig wirkt, Sufentanil aber nicht relevant länger, gehören zu den Evergreens der Facharztprüfung. Relevante Histaminausschüttung gibt es übrigens auch nicht. Berichtet wird Thoraxrigidität bei zu schneller Injektion (langsam spritzen) sowie ausgeprägte Bradykardie ebenfalls bei zu schneller Injektion. Antagonist ist wie bei allen Opioiden Naloxon bzw. im perioperativen Setting Nalbuphin.

Die therapeutische Breite von Sufentanil ist unter den Opioiden mitunter am größten – sie Beträgt 26.000 (!!!). Zum Vergleich: Morphin – 71, Fentanyl – 950. Dabei muss man erwähnen, dass die therapeutische Breite von Opioiden insgesamt wahnsinnig hoch ist. Sufentanil sticht da nochmal heraus – andere Substanzgruppen wie Hypnotika haben eine weit geringere therapeutische Breite als Morphin. Nebenbei bemerkt spricht das auch für die opioidlastige Narkose mit sparsamen Einsatz von Hypnotika – viel kreislaufstabiler!

Sufentanil wirkt deutlich stärker sedierend als andere Opioide, mitunter deswegen wird es auch zur Analgosedierung in der Intensivmedizin verwendet. Dieser Effekt bewirkt außerdem, dass viel geringere Dosen vom Hypnotikum benötigt werden. Typischerweise nimmt man 0,3µg/kgKG Sufentanil als Einleitungsdosis (also 1/3 des Gewichts in µg), wobei in der Herzanästhesie weit höhere Dosen üblich sind. Auch diese 0,3µg/kgKG – insbesondere wenn man wirklich 1-2min wartet – sedieren in der Regel so stark, dass man mit 1 mg/kgKG Propofol auskommt. Diese Dosis reicht für 30-40min, normalerweise dosiert man anschließend nach Bedarf weiter mit Boli von 5-10µg. Das Aufwachverhalten ist sehr angenehm für den Patienten und lässt sich mit Remifentanil vergleichen. Bei entsprechender Narkoseführung atmen die Patienten spontan, öffnen die Augen auf laute Ansprache und lassen sich dann direkt extubieren.


Beitrag veröffentlicht

in

, , , ,

von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..