Heute möchte ich mich wie immer kurz und knapp halten, um euch nicht zu überfordern. ePEEP steht für extrinsic Positive End-Expiratory Pressure und entspricht einem künstlich aufrechterhaltenen extrinsischen Druck, der am Ende der Exspirationsphase erzeugt wird. Die Applikation erfolgt über die Beatmungsmaschine oder ein PEEP-Ventil am Beatmungsbeutel. Klinisch übliche Werte sind 5-10 cm H2O oberhalb des Atmosphärendrucks.
Aber was genau ist der Sinn von ePEEP? Grundsätzlich ist eine künstliche Beatmung unphysiologisch, da es sich im Gegensatz zur Spontanatmung nicht um eine Unterdruck-, sondern Überdruckbeatmung handelt. Das heißt wir applizieren mit Druck Luft in die Lunge (siehe Beatmung). Die Exspiration ist sowohl bei Spontan- als auch künstlicher Beatmung passiv, das heißt durch die elastischen Rückstellkräfte der Lunge kommt es zur Ausatmung von Luft. Ohne PEEP würde es bei künstlicher Beatmung zu einem ständigen Kollabieren (bei jeder Exspiration) und Wiedereröffnen der Alveolen (bei jeder Inspiration) kommen, was langfristig ein Alveolartrauma verursachen würde (siehe ARDS).
ePEEP verhindert bei künstlicher Beatmung also einen Alveolarkollaps am Ende der Exspiration und garantiert so eine erhaltene funktionelle Residualkapazität (FRC). Dadurch erklärt sich, dass ePEEP insbesondere für die Oxygenierung (Link) wichtig ist, da die offenen Alveolen nicht kollabieren und somit offen bleiben. ePEEP ist auch bedeutend bei Patienten mit reduzierter FRC (z.B. Adipositas, Schwangerschaft) oder Hypoxämie durch Atelektasen, da man nach Durchführung von einem Rekrutierungsmanöver (d.h. manuell wird kurzfristig während der Inspiration ein sehr hoher Druck auf die Atemwege erzeugt [z.B. 30-40 cm H2O] und mittels kurzem Haltemanöver die Lunge in Dehnung gehalten, um kollabierte Alveolarbezirke aufzudehnen und zu rekrutieren; alternativ sind auch maschinelle Rekrutierunsmanöver möglich; Link, Link) einen höheren ePEEP (z.B. 10 cm H2O) einstellt, um die dann neu rekrutierten Alveolarbezirke offen zu halten. Bei Patienten mit Hypoxämie, erniedrigter FRC (z.B. basale Lungenkompression durch Adipositas, Schwangerschaft oder Ascites) oder während laparoskopischen Eingriffen (Link) stelle ich grundsätzlich einen PEEP von 7-10 cm H2O ein.
Bei Applikation von ePEEP gilt es jedoch mögliche Nebenwirkungen zu berücksichtigen, die mit steigenden Werten ausgeprägter sind (Link, Link):
- Erhöhung des intracraniellen Drucks aufgrund Kompression von intrathorakalen Venen durch die Lunge (umstritten)
- Blutdruckabfall (Reduktion des venösen Rückstroms durch Kompression von intrathorakalen Venen)
- paradoxe Verschlechterung der Hypoxämie (zu hoher PEEP komprimiert alveoläre Kapillaren und verhindert Gasaustausch)
- Baro- und Alveolartrauma (bis hin zu Spannungspneumothorax)
- CAVE: bei Patienten mit akuter Herzinsuffizienz durch Flüssigkeitsüberladung kann PEEP vorteilhaft sein, da durch Reduktion des venösen Rückstroms die Arbeit auf der Frank-Starling-Kurve verbessert wird, und außerdem Flüssigkeit aus den Alveolen zurück ins Interstitium gedrängt wird (Link)
Zusammenfassend wird bei fast jedem invasiv beatmeten Patienten ein ePEEP appliziert. Dies ermöglicht einen verbesserten Gasaustausch sowie Unterbindung von Alveolarkollaps mit konsekutiver Wiedereröffnung. Nebenwirkungen, insbesondere auf die Hämodynamik, sind jedoch zu berücksichtigen.
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