β-Blocker wie Bisoprolol, Metoprolol oder Nebivolol gehören zu den am häufigsten verschriebenen Medikamenten. Indikationen sind unter anderem die chronische Herzinsuffizienz, coronare Herzkrankheit, arterielle Hypertonie oder Migräneprophylaxe. Akut finden sie ihre Anwendung insbesondere bei Tachyarrhythmien (siehe Esmolol, Labetalol).
Die Blockade von cardiorenalen β1-Rezeptoren bedingt Bradycardie und Hypotonie (Schlagvolumen ↓, Renin-Freisetzung ↓, siehe RAAS), die Inhibition von β2-Rezeptoren kann zu Bronchospasmus und Hypoglycämie (Hemmung der hepatische Glycogenolyse und Gluconeogense) führen. Verkompliziert wird das durch gleichzeitige Blockade von α1-Rezeptoren (zB Carvedilol). Das Vollbild einer Intoxikation kann daher einem cardiogenen Schock mit Bradyarrhythmie, Hypotonie, redAZ bis Bewusstlosigkeit und Hypoglykämie entsprechen. Das EKG kann schwerste Bradyarrhythmien bis hin zum AVB3 zeigen, bei Propranolol ist die Entwicklung eines Brugada-Patterns durch Blockade von Natriumkanälen möglich.
Therapeutisch sind je nach Schwere folgende Maßnahmen zu treffen:
- falls notwendig Sicherung des Atemweges bzw. CPR
- Aktivkohle 0,5-1 g/kg p.o. (< 1h)
- Kreislaufstabilisierung mittels Adrenalin, Noradrenalin, Dobutamin, Atropin, Flüssigkeit
- Glucagon 5-10 mg i.v., ev 10 mg/h i.v. → führt zu intrazellulärem cAMP-Anstieg mit Calcium-Einstrom → positiv chronotrop, dromotrop und inotrop (kaum Evidenz)
- Insulin-Glucose (Dosisangaben uneinheitlich, empfohlen wird zB Insulin 1 IE/kg i.v. mit Glucose 30 g i.v., gefolgt von 0,5-10 IE/kg/h i.v. und Glucose 30 g/h i.v. je nach Wirkung; siehe hier) → Insulin scheint durch Verbesserung der Stoffwechsellage in den Cardiomyocyten die Pumpleistung zu verbessern (Link, Link)
- Calcium (zB 3A Calcium-Gluconat)
- Lipid-Rescue 1,5 ml/kg i.v., dann 0,025 ml/kg/min i.v. (→ Wirkmuster unklar, ev Abdiffusion des β-Blockers, Aktivierung von Kanälen am Myocard, Substrat für Herzmuskelzellen; Link, Link)
- Natrium-Bicarbonat 1-2 mmol/kg i.v. besonders bei breitem QRS-Komplex
- Spezielles wie vorübergehendes Pacing, ECMO, intraaortale Ballonpumpe ua.
Dieser Artikel zeigt eindrucksvoll, welche teils ausgefallenen Therapiemöglichkeiten bei einer β-Blocker-Intoxikation zur Verfügung stehen. Die engmaschige Überwachung des Patienten ist dabei von größter Bedeutung.
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