Der Erector Spinae Plane Block (ESPB) ist ein regionalanästhesiologisches Verfahren, bei dem Lokalanästhetikum in den Raum zwischen Processus transversus und dem aufliegenden Musculus Erector Spinae verabreicht wird. Dies kann im Wesentlichen im gesamten Verlauf der Wirbelsäule erfolgen, ist in der Praxis aber im Bereich der Thorakal- und Lumbalwirbel üblich. Der M. erector spinae wird von M. iliocostalis, M. longissimus und M. spinalis gebildet und liegt unterhalb von M. rhomboideus und M. trapezius. Der M. rhomboideus endet im Bereich Th5, d.h. caudal dieses Bereichs ist nur der Trapezmuskel dem M. erector spinae aufliegend. Im Thorakalraum ist bei der Anlage darauf zu achten, dass ein Pneumothorax eine mögliche (selten) Komplikation ist – die Nadel wird Richtung Knochen (Proc. transversus) maneuvriert und sodann erfolgt die Injektion unterhalb des M. erector spinae. Dabei ist ein Abheben des Muskels zu beobachten und korrekt.
Exzellent veranschaulicht wird dies wie immer durch NYSORA:


Indikationen
Auf meiner Abteilung ist der ESPB bei größeren Brust- (z.B. Mastektomie) oder Wirbelsäulenoperationen (z.B. TLIF, Dekompression über mehrere Etagen) fest etabliert. Zum Verständnis: sollte eine Mastektomie rechts erfolgen, so wird der Block einseitig (rechts) auf Höhe der zu operierenden Brust gestochen (z.B. Th4). Bei einem TLIF im Bereich L2-L4 erfolgt die Anlage des EPSB beidseits auf Höhe von L3, damit das LA dort effektiv wirken kann. Im Allgemeinen werden so ca. fünf nebeneinander liegende Dermatome betäubt (Link).
Es ist zu beachten, dass eine größere Menge Lokalanästhetikum pro Seite verabreicht wird, da der submuskuläre Raum gefüllt werden muss, damit das Lokalanästhetikum zu den Spinalnerven diffundieren kann. Üblich sind 20-30 ml (z.B. von Ropivacain 0,33%). Die Wirkung kann durch Adrenalin verlängert und verstärkt werden (z.B. 1 : 200 000 oder 1 : 300 000). Eine Kathetereinlage ist möglich.
Wirkmuster
Über das Wirkmuster herrschen viele Theorien (Link, Link), am wahrscheinlichsten ist das Diffundieren zu den Spinalnerven (v.a. dorsalen Rami). Die ventralen Rami sowie der Paravertebral- und Epiduralraum werden vermutlich kaum erfasst – besonders aus letzterem Grunde kann der ESPB derzeit die Epiduralanästhesie (EDA) nicht ersetzen, da die Darmmotilität vermutlich nicht beeinflusst wird (ein klarer Vorteil der EDA bei großer Bauchchirurgie), wiewohl der ESPB deutlich einfacher zu stechen und ungefährlicher ist als die EDA. Auch bei Einnahme von Plättchenhemmern kann der Block gestochen werden.
Der ESPB führt zu ventraler und besonders dorsaler Analgesie. Indikationen (Link) sind daher mannigfaltig, u.a. Operationen der Thorax- und Bauchwand sowie der Wirbelsäule. Auch bei chronischen Schmerzsyndromen in eben diesen Bereichen ist der Block sehr wirksam. Weiters ist das Thoraxtrauma eine exzellente Indikation, weshalb der ESPB auf der Intensivstation Einklang finden kann. Selbst bei Hüftoperationen wurde der Block erfolgreich angewendet (Link).
Fazit
Was macht den Block so besonders? Neben seiner Sicherheit und relativ einfachen Anlage sind es sicherlich das umfassende Indikations- und niedrige Nebenwirkungsprofil (Link). Da der Block „erst“ seit 2016 existiert ist die Literatur diesbezüglich noch nicht komplett ausgereift, weshalb definitiv weitere Studien (u.a. zum exakten Wirkungsprofil) nötig sind, um ihn zu optimieren. Abschließend lässt sich sagen, dass der ESPB ein weiteres effektives Tool für das Arsenal des Anästhesisten ist.
Beachte auch unsere Beiträge zum axillären Plexusblock (Link), supraclaviculären Block (Link) und zur prähospitalen Regionalanästhesie (Link).
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