ApOx

Beim Einleiten einer Narkose kommt es durch die Medikamente (zB Fentanyl, Propofol, Rocuronium) unweigerlich zu einem Atemstillstand. Dies bedingt sowohl eine fehlende Oxygenierung (Hypoxämie) als auch Ventilation (Hyperkapnie). Aus diesem Grund wird jeder Patient vor Narkoseeinleitung präoxygeniert, um den Stickstoff in der Alveolarluft durch Sauerstoff zu ersetzen (sog. Denitrogenisierung) und so einen Pool zu erzeugen, aus dem der Körper während der Apnoephase schöpfen kann.

Bei Risikopatienten (zB Kleinkindern, Schwangeren, adipösen Patienten) ist eine adäquate Präoxygenierung (definiert als FeO2 ≥ 90%) essenziell. Durch die reduzierte funktionelle Residualkapazität (FRC = Residualvolumen + exspiratorisches Reservevolumen) werden Apnoephasen schlechter vertragen und es kann zu klinisch bedeutender Hypoxämie noch vor Durchführung der notfallmäßigen Intubation kommen.

Hier kommt die apnoeische Oxygenierung (ApOx) ins Spiel, um eine Desaturation zu verzögern. Wie der Name schon sagt findet während der Apnoephase eine Oxygenierung statt. Typischerweise wird diese passive Form der O2-Versorgung mit Hilfe einer High-Flow Nasenbrille (HFNC) durchgeführt, welche Flussraten bis 60 l/min (und mehr) erreichen kann, wodurch Luft mit 100% O2 geradezu in die unteren Atemwege gespült wird. Alternativ ist ApOx auch mittels Nasenbrille (aufgedreht auf 15l O2) möglich, d.h. die Präoxygenierung erfolgt mittels O2-Maske (15 Liter) und Nasenbrille (15 Liter) und während des Intubationsvorganges verbleibt die Nasenbrille am Patienten (z.B. im RTW). Der Gradient zwischen der O2-Quelle und dem Alveolarraum entsteht dabei durch Resorption von O2 in die Blutbahn, was die Versorgung der Zellen garantiert. Dabei ist zu beachten, dass eine CO2-Elimination nicht stattfindet, wodurch der Patient hyperkapnisch wird. Der Patient kann mit der HFNC natürlich auch präoxygeniert werden, muss dabei aber durch die Nase bei geschlossenem Mund atmen. Verglichen zur klassischen Gesichtsmaske ist die HFNC bei der Präoxygenierung nicht unterlegen bzw gar effektiver.

Ich wende ApOx u.a. standardmäßig bei Schwangeren und bei adipösen Patienten an (Link). Es ist jedoch zu berücksichtigen, dass Patienten mit schwerer respiratorischer Insuffizienz eher von einer modifizierten RSI, welche eine Beutel-Masken-Ventilation nach Eintritt der Apnoe bis zum ersten Intubationsversuch beinhält, profitieren (Link, Link).


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