Bei kaum einem Beatmungsthema herrscht so viel Diskussion wie bei kontinuierlich positivem Atemwegsdruck (CPAP) und nicht-invasiver Ventilation (NIV). Dabei ist es ja eigentlich völlig logisch.
Bei CPAP wird der Druck in den Atemwegen (Paw) maschinell über den gesamten Atemzyklus durch hohen Fluss auf einen Wert höher als der Atmosphärendruck erhöht, zum Beispiel auf + 5 cm H2O. Würde man die CPAP-Maske also dicht schnallen, hätte man das Gefühl als würde etwas in die Atemwege drücken und als würde man gegen einen Widerstand atmen. Dieser Widerstand ist der kontinuierlich erzeugte Druck der Maschine und er ist über alle Atemphasen immer gleich („kontinuierlich“). Dies führt zu Atemwegseröffnung und -stenting, Rekrutierung kollabierter Alveolen und verbesserter Oxygenierung. Daher findet CPAP seine Anwendung v.a. dann, wenn die O2-Versorgung des Körpers wichtig ist, z.B. bei der Präoxygenierung von adipösen Patienten, Schlafapnoesyndrom oder akuter pulmonaler Hypoxämie (zB durch cardiales Lungenödem).
Bei NIV wiederum wird jede Inspiration von der Maschine mit Druck unterstützt (inspiratory positive airway pressure ~ IPAP), um das Tidalvolumen zu vergrößern (siehe auch hier). Das heißt jedes Mal, wenn man einen Atemzug macht, unterstützt die Maschine diesen Atemzug mit einem voreingestellten Druck (z.B. 5 cm H2O), um ein besseres Atemzugsvolumen zu erreichen. Daher verbessert NIV primär die CO2-Elimination und findet seine Anwendung daher, wenn das Abatmen von CO2 wichtig ist, z.B. bei der akut exacerbierten COPD. Ist der Atemzug zu Ende, so fällt der Atemwegsdruck mit Beginn der Exspiration auf einen voreingestellten Druck hinab, der terminologisch als expiratory positive airway pressure (EPAP) bezeichnet wird.
CPAP unterscheidet sich also insofern von NIV, da:
- keine Druckunterstützung bei Inspiration erfolgt (der Patient muss also ein adäquates Tidalvolumen mit eigener Muskelkraft generieren)
- CPAP auch am Intubierten anwendbar ist (der Patient atmet analgosediert über den Tubus und maschinell wird den Atemzyklus hindurch ein voreingestellter Druck kontinuierlich aufrechterhalten), NIV aber nicht (denn diese ist wie der Name ja sagt nicht-invasiv und somit nur über eine Gesichtsmaske applizierbar)
Veranschaulicht wird dies im folgenden Bild.
Ich stelle die Beatmungsmaschine in der Regel folgendermaßen ein: bei CPAP 5 cm H2O, bei NIV IPAP 5 cm und EPAP 5 cm. Die FiO2 halte ich zunächst im Bereich 50-80%. Wichtig ist, dass die Maske dicht sitzt (um einen Druckverlust zu verhindern) und dass der Patient entsprechend angeleitet wird. Ist eine Sedierung notwendig, so empfehlen sich Midazolam, Piritramid, Remifentanil, Esketamin oder Dexmedetomidin. Sollte trotz Adaptierung (zB der FiO2 oder des IPAP) keine subjektive und objektive Besserung (regelmäßige Blutgasanalysen) eintreten, ist die tracheale Intubation indiziert (Link).
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