Unter Meningitis versteht man eine Entzündung der Meningen (Hirn- bzw. Rückenmarkshäute). Es handelt sich um ein lebensbedrohliches Krankheitsbild, welches eine zügige Diagnostik und Therapie erfordert. Als Erreger kommen insbesondere Bakterien (v.a. Neisseria meningitidis, Streptococcus pneumoniae) und Viren (v.a. Entero-, Arbo- oder Herpesviren) in Frage. Zugrunde liegend können z.B. Infektionen im HNO-Bereich sein (z.B. Tonsillitis, Otitis media), jedoch ist auch eine hämatogene Streuung im Rahmen einer Sepsis möglich. Insbesondere die jüngere Population ist betroffen (Link). Thema ist die ambulant erworbene Meningitis. Eine wichtige Grundlage dieses Artikels ist diese Arbeit und die Leitlinie der DGN 2023 (Link).
Symptome / Komplikationen
Die Symptomatik ist mannigfaltig und reicht von den Trias Kopfschmerz, Fieber und Nackensteife (Meningismus) bis hin zu redAZ, Epi-Anfällen (siehe Status Epilepticus), Photophobie und Übelkeit. Mitunter sind auch klinische Zeichen hinweisend, z.B. Brudzinski (Beugen des Kopfes führt reflektorisch zu Hüftbeugung) oder Kernig (Streckung der Knie bei gebeugter Hüfte verursacht Lumbalschmerzen). Bei Kleinkindern (Link) oder alten Patienten kann der Symptomkomplex aber auch diffuser ausfallen, z.B. Hypothermie, paradoxes Verhalten (z.B. Schreien, wenn gehalten; ruhig, wenn abgelegt) oder muskuläre Hypotonie. Komplikationen (Link) sind z.B. Hirndruckanstieg (siehe Opticusschall) mit Herniation und Einklemmung, inflammatorische Vasculitis mit Cerebralinfarkt, disseminierte intravasale Gerinnung oder das Waterhouse-Friederichsen-Syndrom (Nekrose der Nebennieren durch Meningokokken).
Diagnostik
Die Diagnostik umfasst die Abnahme von Blut- und Liquorkulturen (inkl. Untersuchung des Liquors auf Protein- und Glucosegehalt sowie Leukocytenanteil) sowie eine sorgfältige klinische Begutachtung (auch Hautstatus!). Die Blutabnahme hat ein Blutbild, Entzündungsparameter, Neuroparameter (NSE, S100), Herzfermente sowie Leber-, Nieren-, Herzwerte und eine Erregerdiagnostik (virale PCR) zu umfassen. Ebenso sind apparative Methoden durchzuführen, z.B. CT, MR oder Augenfundusuntersuchung.
Therapie
Die Therapie folgt einem „hit hard and early“-Ansatz, da eine Verzögerung einer adäquaten Therapie (v.a. der Antibiotikagabe) die Mortalität substantiell erhöht (Link). Unter Einbeziehung von Neurologen, Infektiologen und Intensivmedizinern wird nach Abnahme der Erregerdiagnostik breit attackiert, d.h. es erfolgt eine Antibiotikagabe (Link, z.B. Ceftriaxon oder Cefotaxim) + Ampicillin sowie ev. Gabe von Virostatika (Aciclovir gegen Herpes bzw. Varicellen). Ceftriaxon kannn man sich gut merken, da es ein Cephalosporin (Cef) der 3. Generation (tri) und ZNS-gängig (axon) ist. Vancomycin soll erwogen werden, wenn mit Cephalosporinresistenten Pneumokokken zu rechnen ist, eine Alternative zu Vancomycin ist Rifampicin.
Bis zum Ausschluss einer Pneumokokkeninfektion wird Dexamethason (0,15 mg/kg i.v., max. 10 mg, alle 6h, Link) verabreicht, da dies zu einem Mortalitätsbenefit führt und die Inzidenz von Hörverlust reduziert. Dies scheint durch Eingriff in bakterielle Signalwege bedingt zu sein (Link). Ist eine Pneumokokkeninfektion ausgeschlossen soll Dexamethason abgesetzt werden, da es dann keinen Benefit hat. Auch bei Meningitis bedingt durch bakterielle Endocarditis ist Dexamethason nicht indiziert, da der Effekt auf die cerebralen Embolien und Vasospasmen noch unklar ist.
Personen mit engem Kontakt zum Patienten sollten eine Meningitisprophylaxe (typischerweise Rifampicin) einnehmen, wiewohl aufrechte Impfungen gegen Meningo- und Pneumokokken vor einer Infektion schützen.
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