Naloxon

Naloxon ist ein vollständiger Opioid-Rezeptorantagonist (vgl. Fentanyl, Piritramid, Nalbuphin) und findet seinen Einsatz insbesondere in der lebensrettenden Therapie von Opioid-Überdosierungen. Diese ist klassischerweise an Koma, Miosis und Atemdepression erkennbar, wiewohl im Präarrest aufgrund des Hypoxie-induzierten Catecholaminsturms eine Mydriasis auftreten kann.

Folgendes Dosierungsschema hat sich beim Erwachsenen bewährt (Kind: 0,01 mg/kg i.v.):

  • Patient hypoventilierend: 0,04-0,08 mg i.v. bis zur suffizienten Spontanatmung
  • Patient apnoeisch, lebend: 0,2-1 mg i.v.
  • Reanimation: mindestens 2 mg i.v. (höhere ROSC-Rate durch Ankurblung des Kreislaufs und Reversierung toxischer Opioideffekte, Link, Link)
  • Opioid-naiver Patient (z.B. akzidenziell überdosiert auf der Station): 0,4 mg i.v.
  • intranasal oder intramuskulär: 0,4-0,8 mg
  • Maximaldosis: 10 mg (Differentialdiagnosen?)

Lediglich bei Opioid-naiven Patienten mit akzidentieller Überdosierung ist eine sofortige Aufhebung der Opioid-Nebenwirkungen mit Erlangen des vollen Bewusstseins gerechtfertigt. Bei Opioid-abhängigen Patienten ist besondere Vorsicht zu walten, da ein abruptes Aufheben der Intoxikation zu Entzug und ev. tobendem Patienten führen kann. In diesem Falle ist die Gabe von Propofol und α2-Agonisten notwendig. Zusätzlich hat die Oxygenierung oberste Priorität, da ein Antagonisieren ohne gleichzeitige Korrektur der Hypoxämie (assistierte Beatmung) aufgrund des Catecholaminsturms zu einem Lungenödem bis hin zu Acute Respiratory Distress Syndrome (ARDS) führen kann.

Naloxon hebt alle Wirkungen der Opioide auf, somit auch die Analgesie. Aus diesem Grund wende ich bei der Narkoseausleitung mit etwaigem Überhang eines Opioids (z.B. Fentanyl) Nalbuphin an, da dieses die Atemdepression antagonisiert, aber nicht die Schmerzstillung.

Buprenorphin ist ein sehr langwirksames Opioid, welches eine hohe Affinität zum μ-Rezeptor hat und nur durch hohe Dosen von Naloxon verdrängt werden kann. Dies scheint aber nicht unbedingt an Buprenorphin selbst zu liegen, sondern dass die Patienten häufig auch andere Medikamente ingestiert haben (z.B. Benzodiazepine, siehe Diazepam, Midazolam), siehe hier.

Interessant ist auch, dass Naloxon Symptome einer Überdosis mit α2-Agonisten (Clonidin, Dexmedetomidin) bessern kann, da deren Einnahme eine Opioid-Überdosis imitieren kann (Atemdepression, Koma, Miosis). Die Routinegabe von Naloxon ist umstritten und wird hinterfragt.

Die Wirkdauer von Naloxon beträgt 1-2h, das heißt es ist mit einem Rebound der Intoxikationssymptomatik zu rechnen, wenn das Opioid langsamer abgebaut wird und wieder zu den Rezeptoren diffundiert. Die Patienten sind daher einer Überwachung zuzuführen.

Zusammenfassend ist die Gabe von Naloxon lebensrettend. Die Antagonisierung muss bei Opioid-Abhängigen Patienten titriert erfolgen, um einen Entzug zu vermeiden.


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