Phenylephrin

Phenylephrin ist ein Vasokonstriktor (α1-Agonist) und mein bevorzugter Push-Dose-Pressor. Es kann als „Noradrenalin light“ angesehen werden, da es ähnlich zu diesem wirkt (ohne β-Wirkung), aber nicht so potent ist. Die übliche Dosis beträgt 0,1-0,2 mg i.v. (~ 1-2 mcg/kg i.v.), eine Perfusorgabe nach Wirkung ist möglich. Die klassische Indikation für Phenylephrin ist die Hypotonie(Prophylaxe) z.B. bei kritisch kranken Patienten oder im Rahmen der Narkoseeinleitung.

Als besonders vorteilhaft empfinde ich die induzierte Reflexbradycardie (RR-Anstieg -> Stimulation der Barorezeptoren im Sinus Caroticus und Aorticus -> Info an Medulla Oblongata -> Hemmung Sympathikus, Aktivierung Parasympathikus), welche insbesondere bei tachycarden Patienten zu einer Verbesserung des cardialen Auswurfes (langsamere Herzfrequenz = längere Füllungszeit) sowie der cardialen Perfusion führt (das Herz wird primär in der Diastole durchblutet). Diesen Effekt kann man sich aus bei hämodynamisch instabilen Tachyarrhythmien zu Nutze machen, während man die elektrische Cardioversion vorbereitet (SHIT).

Die ausgeprägte Wirkung an α1-Rezeptoren bedingt eine potenten Anstieg des diastolischen Blutdruckes (vorteilhaft bei Herzpatienten) sowie eine Rekrutierung von Blut aus venösen Kapazitätsgefäßen (CAVE akute Herzinsuffizienz -> Vorlastanstieg kann zu Dekompensation führen). Bei Schwangeren, die sich einer Sectio unterziehen, gilt Phenylephrin als Vasopressor der ersten Wahl (Link).

Die fehlende direkt positiv inotrope Wirkung ist bei Patienten mit hypertropher obstruktiver Cardiomyopathie (HOCM) oder Tako-Tsubo-Syndrom und gleichzeitig vorliegender dynamischer Obstruktion (~ systolic anterior motion der Mitralklappe, d.h. mit jeder Ventrikelkontraktion wird das vordere Mitralklappensegel in den aortalen Ausflusstrakt gezogen und verursacht eine dynamische Obstruktion) vorteilhaft, da bei diesen Patienten positiv inotrope oder arteriell vasodilatierende Substanzen (z.B. Urapidil) kontraindiziert sind, da sie SAM der Mitralklappe aggravieren.

Zusammenfassend ist Phenylephrin ein potenter Vasokonstriktor, der auch dann noch wirkt, wenn Akrinor keine Effekte mehr zeigt (= beim kritisch kranken Patienten). Eine hämodynamisch stabile Narkoseeinleitung ist von größter Bedeutung, weshalb Phenylephrin der Vasopressor meiner Wahl bei der Einleitung ist. Zur kontinuierlichen Aufrechterhaltung eines stabilen Blutdruckes verwende ich Noradrenalin.


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