Unter Schock versteht man eine Unterversorgung der Zellen mit O2 bzw. die Unmöglichkeit diesen zu nutzen (zB Intoxikation mit Cyanid → Blockade der Atmungskette). In Ruhe beträgt die Sauerstoffextraktionsrate ~ 25%, das bedeutet den Zellen steht 4x mehr Sauerstoff zu Verfügung als sie eigentlich benötigen. Dadurch ergibt sich ein kleiner Puffer, falls plötzlich ein erhöhter Bedarf besteht. Prinzipiell erfolgt die Unterteilung des Schocks folgendermaßen:
- distributiv (zB Anaphylaxie, Sepsis)
- obstruktiv (zB Pulmonalembolie, Spannungspneu, Herzbeuteltamponade)
- cardiogen (zB Myocardinfarkt)
- hypovoläm (zB Blutung, Polyurie)
- toxisch oder metabolisch (zB Cyanid, Kohlenmonoxid, Medikamente)
Es werden drei Verlaufsformen unterschieden:
- kompensierter Schock (→ Kompensationsmechanismen garantieren zunächst zelluläre Versorgung, zB Vasokonstriktion oder Tachycardie)
- dekompensierter Schock (→ Kompensationsmechanismen reichen nicht mehr aus, um die zelluläre Versorgung vollständig zu garantieren)
- irreversibler Schock (→ führt zum Tod)
Symptome und Therapie sind abhängig von der Ätiologie, gemein ist allen aber eine metabolische Acidose mit Hyperlactatämie durch Ankurblung der anaeroben Glycolyse. Es ist immens wichtig zu verstehen, dass niedriger Blutdruck nicht Schock ist. Auch bei Normotonie (s. kompensierter Schock) kann ein Schock vorliegen. Erfassbar ist dies (Link, Link) an der Hyperlactatämie sowie dem Basendefizit (Bicarboant puffert Protonen). Mit zügiger Korrektur der Ursache (zB Sistierung der Blutung, Behandlung der Anaphylaxie) können die systemischen und lokalen Auswirkungen des zellulären O2-Mangels in Grenzen gehalten werden. Auch nach initialer (vermeintlicher) Stabilisierung des Patienten muss die Therapie aggressiv weitergehen, um fortlaufende Schäden durch den stattgehabten Schock zu minimieren und die „O2-Schuld“ der Zellen zurückzuzahlen. Die Reperfusion von initial unterversorgten Organen kann zur Freisetzung von freien Radikalen & inflammatorischen Mediatoren führen (SIRS, Organschäden). Ohne weitere Behandlung läuft bei einem vermeintlich stabilen Patienten im Hintergrund ein okkultes Hypoperfusionssyndrom ab, welches dann plötzlich zur rapiden klinischen Verschlechterung führt (Link, Link). Die Lactat-Clearance ist mit der Effektivität der Therapie und der Höhe der Mortalität assoziiert (Link, Link, Link, Link).
Die erfolgreiche Schockbehandlung hängt also insbesondere vom frühzeitigen Erkennen und einer aggressiven fortlaufenden Therapie ab.
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